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Eines der Untersuchungsobjekte: Die Kurzschwanzblattnase Carollia perspicillat
Copyright: Cornelia Hagemann, Goethe Universität Frankfurt
Diese Nahaufnahme der Kurzschwanzblattnase lässt den Grund für ihren Namen erkennen. Das Nasenblatt dient der Aussendung von Ultraschalllauten zur Echolokation.
Copyright: Cornelia Hagemann, Goethe University Frankfurt
Floureszenzaufnahme der Zäpfchen-Opsine des zweiten Versuchsobjektes, der Langzungenfledermaus Glossophaga soricina (S-Opsine in rot, L-Opsine in grün)
Copyright: Brigitte Müller, Max-Planck-Institut für Hirnforschung Frankfurt
Fledermäuse sehen mehr als gedacht
Das Faszinierendste an Fledermäusen ist, wie sie sich auch in völliger Dunkelheit zurechtfinden. Dazu nutzen sie ein ausgefeiltes Echoortungssytem. Doch auch ihre Augen besitzen mehr Fähigkeiten, als bisher angenommen.
Die Säugetierordnung Fledertiere (Chiroptera) besteht aus zwei Unterordnungen, den Flughunden (Megachiroptera) und den Fledermäusen (Microchiroptera). Fledermäuse besitzen im Gegensatz zu Flughunden ein Echoortungssystem, um sich auch in völliger Dunkelheit orientieren zu können, und haben kleine Augen. Bislang wurde angenommen, dass sich in der Netzhaut der Fledermäuse nur die bei Säugetieren für die Nachtsicht zuständigen Stäbchen befinden.
Damit würden sie sich von anderen Säugetieren in dieser Hinsicht unterscheiden. Bei denen finden sich meist zwei Lichtsinneszelltypen: zusätzlich zu den Stäbchen noch die so genannten Zapfen für das Tageslicht- und Farbensehen. Die für das Erkennen von Farben zuständigen Zäpfchen können aufgrund der in ihnen auftretenden Sehpigmente (Opsine) in zwei Gruppen unterschieden werden: Blau-Zapfen, die Licht im kurzwelligen Bereich aufnehmen (S-Opsine), und die Grün-Zapfen, die Licht im langwelligen Bereich empfangen (L-Opsine).
Jetzt haben Brigitte Müller und ihre Kollegen vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt sowie Josef Ammersmüller und seine Arbeitsgruppe von der Universität Oldenburg die Photorezeptoren zweier Fledermausarten mit verschiedensten Methoden untersucht. Zum einen wurden die Netzhäute der Tiere mit Sehpigment-spezifischen Antikörpern gefärbt. Wie erwartet fanden sich große Mengen der für das Nachtsehen zuständigen Zäpfchen.
Es fanden sich aber auch Stäbchen und zwar mit dem erstaunlich hohen Anteil von zwei bis vier Prozent. Zum Vergleich: auch Katzen und Hunde haben nur einen Anteil von etwa zwei bis vier Prozent an Zapfen, und selbst die Retina des tagaktiven Menschen enthält im Mittel nur etwa fünf Prozent. Mit mikrobiologischen und elektroretinographischen Untersuchungen konnten die Forscher weiterhin zeigen, dass eine beträchtliche Menge der Zäpfchen nur S-Opsin enthält, während sich in den anderen meist sowohl S- als auch L-Opsin findet. Auch gelang der Nachweis für eine erhöhte UV-Empfindlichkeit der Pigmente der S-Zäpfchen.
Die Wissenschaftler schlossen aus ihren Ergebnissen, dass auch Fledermäuse die Vorraussetzungen für Tageslichtsehen, dichromatisches Farbensehen und UV-Sehen haben. Die UV-sensitiven Zäpfchen könnten nützlich für die visuelle Orientierung in der Dämmerung sein, bei der Erkennung von Feinden und dem Auffinden von Nahrung wie beispielsweise UV-reflektierenden Blumen.
Quelle: Max-Planck-Institut für Hirnforschung Frankfurt
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