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Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland am Fuß des Vulkans Chimborazo, Gemälde von Friedrich Georg Weitsch (1810)

Naturforscherjubiläum im Darwinjahr: Alexander von Humboldt (1769-1859)

Er war einer der größten Naturforscher überhaupt und schuf die intellektuelle Welt, die Charles Darwin mit Leben erfüllte. Und er war es wohl auch, der Darwin zu seiner Reise an Bord der HMS Beagle inspirierte - der Offizierssohn Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt. Am 6. Mai 1859, sechs Monate bevor Darwins Evolutionstheorie erschien, starb Humboldt neunzigjährig in seiner Geburtsstadt Berlin.
Wie der Botaniker Stephen Jackson von der University of Wyoming im Fachmagazin "Science" würdigt, war Humboldt zu seiner Zeit weit über die Grenzen Deutschlands, ja Europas, bekannt und geschätzt. Schon in jungen Jahren sog er unterschiedlichste wissenschaftliche Disziplinen in sich auf und suchte stets nach einem ganzheitlichen Ansatz. Einer steilen preußischen Beamtenkarriere erteilte er eine Absage und nutzte sein Erbe, eine mehrjährige Expedition in die Neue Welt vorzubereiten. Dazu hielt er sich zuletzt in Paris auf, dem wissenschaftlichen Zentrum dieser Epoche, wo er im Botaniker Aimé Bonpland den idealen Begleiter fand.

1799 brachen sie von Spanien aus auf, landeten nach einem Abstecher auf den Kanarischen Inseln an der Küste Venezuelas, bereisten den Orinoko, die nördlichen Anden, Mittelamerika, Kuba und die Ostküste der Vereinigten Staaten. Nach fünf Jahren kehrten sie mit Zigtausenden Präparaten und Messdaten nach Europa zurück und der Humanist und Aufklärer Humboldt verwendete die nächsten 22 Jahre und den Rest seines Privatvermögens darauf, in Paris 45 Bände mit Reiseberichten zu verfassen. Hierbei stand er mit zahllosen wissenschaftlichen Größen dieser Zeit in Kontakt, die an der Bewertung der Daten und Ergebnisse mitwirkten.

Insgeheim jedoch richtete Humboldt sein Interesse auf den Osten, Asien, wohin er eine zweite Expedition führen wollte. In diese Reise, ermöglicht durch das russische Zarenhaus, fiel sein 60. Geburtstag. Begleitet wurde er diesmal vom Mediziner, Zoologen und Botaniker Christian Gottfried Ehrenberg und dem Chemiker und Mineralogen Gustav Rose. So konnte Humboldt sich vorwiegend geomagnetischen und astronomischen Beobachtungen widmen und die physische Geographie im Überblick studieren.

"Humboldts Genius lag in seiner Wahrnehmung der Geographie und in der Intuition, dass die Landoberfläche der Erde, die Ozenae, die Atmosphäre und alle Erdbewohner ein Gesamtes ergeben, mit zahlreichen Verbindungen zwischen den einzelnen Konstituenten," schreibt Jackson. "Humboldts 'allgemeine Physik der Erde' war auf das Klima als Grundlage aller Phänomene der Erdoberfläche ausgerichtet, wobei die Vegetation sowohl vom Klima bestimmt ist, als auch Einfluss auf das Mikroklima nimmt, sowie auf die Fauna und die Kultur der Einwohner." Seine Forschung erbrachte Daten und Erfahrungen, die das Entstehen von Disziplinen wie Biogeografie, Ökologie, Ozeanografie und anderen Umweltwissenschaften erst ermöglichten.

Die hundert Jahre nach Humboldts Tod waren von der fortschreitenden Spezialisierung der Wissenschaften geprägt. Dies sollte sich erst wieder mit dem Aufkommen der Theorie der Plattentektonik in den 1960er Jahren ändern, die einen vereinheitlichten Rahmen für eine Reihe unterschiedlicher Phänomene schuf. Heutzutage versuchen Wissenschaftler mit den Erdsystemwissenschaften - einer breiten Manifestation von Humboldts Ansatz - die Wechselwirkungen zwischen den Komponenten des Systems Erde zu erfassen: der Lithosphäre, der Atmosphäre, der Hydrosphäre, der Kryosphäre, der Biosphäre, sowie der menschlichen Gesellschaften und Ökonomien. "Es ist passend," schließt Jackson, "dass wir zu Zeiten seines 150. Todestags seine Rolle in dem Bestreben anerkennen, jene Wissenschaften zu fördern, die sich um die grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse drehen - Nachhaltigkeit unserer Gesellschaft und der Ökosysteme, von denen sie abhängig ist."

Quelle: Jackson, S. T.: "Alexander von Humboldt and the General Physics of the Earth". In: Science 324, 596-597, 2009.

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