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Die beiden Zwillingssonden der Stereo-Mission beobachten die Sonne von zwei weit entfernten Positionen aus.
Copyright: NASA
Stereo-Suche nach dem vermissten Planeten
Der Mond gehört zu unserem Himmel genau so wie die Sonne. Doch seine Herkunft ist alles andere als zweifelsfrei geklärt. Ausgerechnet eine Raumsonde, die die Sonne beobachtet, könnte jetzt das Rätsel lösen.
Die Zwillingssonden Stereo-A und -B wurden im Herbst 2006 von der NASA gestartet. Die eine fliegt seitdem der Erde auf ihrer Bahn um die Sonne voraus, die andere fällt zurück. So vergrößert sich ihr gegenseitiger Abstand immer mehr und sie können die Sonne aus unterschiedlichen Blickwinkeln ins Visier nehmen. Den Wissenschaftlern ist es dadurch möglich, dreidimensionale Aufnahmen von unserem Zentralgestirn anzufertigen und vor herannahenden Sonnenstürmen zu warnen.
Die beiden Fahrzeuge, zu denen auch die Universitäten Kiel und Bern sowie zwei Max-Planck-Institute Instrumente beisteuerten, sind jetzt ungefähr 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, in der Nähe von zweien der so genannten Lagrange-Punkte. An diesen Stellen der Erdbahn können Asteroiden über lange Zeit parken - oder eben gar ein kleiner Planet. Hier greift eines der möglichen Szenarien zur Mondentstehung an: Falls es einen solchen Planeten nach der Entstehung des Sonnensystems gegeben hat, wurde sein Orbit irgendwann instabil und er beschleunigte in Richtung der jungen, noch glühenden Erde. Der marsgroße Geisterfahrer kollidierte streifend mit ihr und riss einen großen Teil der leichteren Elemente aus den äußeren Erdschichten davon. Aus diesem Material und den Überresten des kleinen Planeten, der nach der Mutter der Mondgöttin der griechischen Mythologie Theia genannt wird, entstand schließlich der Erdtrabant.
Das klingt unwahrscheinlich? Alternative Szenarien zur Bildung des Erde-Mond-Systems kommen ebenfalls nicht ohne "kosmische Zufälle" aus - und können nicht so viele astronomische und geologische Gegebenheiten erklären. Um an neue Informationen zu kommen, wird Stereo-A jetzt als Spurensucher eingesetzt. Denn Theia könnte am Lagrange-Punkt-4 Fußabdrücke hinterlassen haben - in Form von übrig gebliebenem Bauschutt aus ihrer Entstehungszeit. Erdgebundene Teleskope haben seit Jahrzehnten danach Ausschau gehalten, können jedoch nur mindestens kilometergroße Brocken aufspüren - bislang Fehlanzeige. Nun aber haben die Astronomen zum ersten Mal einen Archäologen, der sich das Terrain aus der Nähe ansehen kann.
Quelle: NASA
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